Untersuchungen zur Häufigkeit und Verteilung ausgewählter Exterieurmerkmale und klinischer Befunde bei Warmblutfohlen
Keywords:
Fohlenbeurteilung, lineare Beschreibung, klinische Untersuchung, Gliedmaßenstellung, Kieferstellung, NabelAbstract
In der Warmblutzucht steigen die Erwartungen und Anforderungen in Bezug auf Exterieur, Bewegung, Gesundheit und Leistungsbereitschaft der Pferde stetig an. Die Überprüfung bzw. Dokumentation des Zuchtfortschritts erfolgt von Seiten der Verbände durch die routinemäßige Beurteilung junger Reit- und Zuchtpferde im Rahmen verschiedener Veranstaltungen. Fohlendaten, die deutlich früher vor liegen könnten, werden dagegen bisher vielfach nicht systematisch erfasst und genutzt. Ziel dieser Studie war es, im Sinne einer Pilotstudie solche Daten zu erheben und statistisch auszuwerten, um aus den Ergebnissen von Häufigkeits- und Verteilungsanalysen möglicherweise Rück schlüsse auf eine routinemäßige Erfassung und Nutzung verschiedener Merkmale an Fohlen ziehen zu können. An Hannoveraner Warmblut fohlen der Geburtenjahrgänge 2015 und 2016 wurden im Rahmen verschiedener Veranstaltungen und Hoftermine ausgewählte Merkmale des Exterieurs, der Bewegung und des Verhaltens mittels linearer Beschreibung erfasst. Im Anschluss folgte eine kurze klinische Untersuchung der Fohlen, bei der Schneidezahnstatus, Kieferstellung und Nabel adspektorisch und palpatorisch beurteilt, deren Ergebnisse nach Aus prägungsgrad abgestuft dokumentiert wurden. Zudem wurden weitere Aufzeichnungen zum Verhalten, erfasst mittels linearer Beschreibung, angefertigt. Die Auswertung der Daten erfolgte zunächst deskriptiv und anschließend varianzanalytisch, wobei die Einflüsse von Geschlecht, Alter, Saison und Terminart auf die Datenverteilung überprüft wurden. Aus der erweiterten Datenerfassung standen Informationen zu insgesamt 1 073 Fohlen für die Auswertungen zur Verfügung. Abweichungen von einer korrekten Gliedmaßenstellung waren bei bis zu 10 % der Fohlen festzustellen, wobei Vorbiegigkeit häufiger festzustellen war als zehenenge oder zehenweite Stellung, weiche oder steile Fesselung und steile Hufe. Die beobachteten Abweichungen waren in den meisten Fällen geringgradig. Veränderungen der Nabelregion waren deutlich häufiger bei der adspektorischen Beurteilung (Umfangsvermehrung in der Nabelregion; 38,0 %) als bei der palpatorischen Untersuchung (spürbare Bruchpforte; 10,7 %) als Untersuchungsergebnis vermerkt worden. Die Gegenüberstellung von Adspektions- und Palpationsergebnissen ergab einen Pearson Korrelationskoeffizienten von 0,29. Abweichungen von einer Normokklusion der Schneidezähne waren für rund ein Drittel der Fohlen als Ergebnis der klinischen Untersuchung festgehalten worden, wobei Vermerke für Überbiss (31,6 %) deutlich gegenüber solchen für Unterbiss (1,0 %) überwogen. Die Varianzanalyse ergab einen signifikanten Einfluss des Alters der Fohlen, der Saison und der Terminart auf die Verteilung des Merkmals Überbiss. Die Erfahrungen und Ergebnisse dieser Pilotstudie deuten darauf hin, dass eine Erweiterung der gängigen Fohlenbeurteilung um verschiedene Aspekte von möglicher gesundheitlicher Relevanz sowie um Eigenschaften des Verhaltens meist mit vertret barem Mehraufwand möglich sein sollte. Eine zusätzliche palpatorische Untersuchung durchzuführen, kann sich als vorteilhaft erweisen, um die Aussagekraft der Fohlendaten zu stärken und so eine belastbare Grundlage für Managementempfehlungen und etwaige züchterische Aus wertungen zu schaffen. Anknüpfungspunkte für Letztere zu evaluieren, steht im Mittelpunkt der weiterführenden Analysen des Datenmaterials aus dieser Pilotstudie an Hannoveraner Warmblutfohlen.